"Die industrielle Revolution unserer Zeit ist digital. " - Andrus Ansip
Es gibt zwei Möglichkeiten die digitale Revolution in Relation zu der industriellen Revolution zu betrachten. Die eine ist Industrie 4.0. D.h. eine Fortführung der Industrie 1.0. Es kann auch als eine eigenständige zweite große Wandlung betrachtet werden, die als Folge der ersten drei Industriellen Revolutionen dieses Kapitel abschließt und mit der Digitalisierung 1.0 anfängt. Beide Betrachtungsweisen haben Ihre Rechtfertigung und bringen wichtige Erkenntnisse mit. Die Industrie 4.0 führt den Trend von höherer Automatisierung der Arbeitsprozesse und somit größere Effizienz der Arbeitskraft mit sich. Die digitale Revolution jedoch, führt zum Absterben vielen Berufszweige und zur Entstehung viele neuer. Sollten nicht frühzeitig Vorkehrungen im Bildungsapparat getroffen werden, sind ein steiler Anstieg der Arbeitslosigkeit und Unruhen mögliche Konsequenzen.
Ähnlich wie die Industrialisierung wird die digitale Revolution tiefgreifende und dauerhafte Umwälzungen der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse mit sich ziehen. Auch eine Veränderung der politischen Landschaft ist möglich. Wir wollen ein gesamtheitliches Bild der Revolutionen geben und referieren Sie im Folgenden in Ihren gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen.
Zunächst soll die Entwicklung von Industrie 1.0 – 3.0 ein Licht auf den Werdegang der Digitalisierung werfen. Auch wenn es keine klare Abgrenzung und verschiedene Defintionen der einzelnen Phasen der Industrialisierung gibt, wollen wir an dieser Stelle eine zweckgebundene und kurze Zusammenfassung der Industrialisierung und des technologischen Fortschritts während der jeweiligen Etappen geben:
Industrie 1.0 - Von Agrar- zur Industriewirtschaft, Steigerung der Produktivität durch Fabriken, Dampfmaschine, Dampfkraft, Nutzen von Zügen, Telegramm
Industrie 2.0 - Ersten Ansätze der Automatisierung der Produktion, Kohlekraftwerke, Elektrizität, Mobilität durch Otto und Dieselmotor und der Kommerzialisierung des Automobils und Anfänge der kommerziellen Passagierluftfahrt, Telefon
Industrie 3.0 - Gesteigerte Automatisierung des Produktionsprozesses durch Einführung von Computern, Kernkraft. Sinkende Preise ermöglichen Luftfahrt für die Bevölkerung, Mobiltelefone.
Als Folge der kommerziellen Einsetzung des Computers hat sich eine Technologie entwickelt, die eine ganz neue Art von Kommunikation ermöglichte, das Internet. Die industrielle Revolution mündet sozusagen in eine digitale Revolution, und rund 200 Jahre nach ihren Anfängen, läutet sie ein neues Zeitalter ein. Zum Millennium war das Internet bereits für ein Großteil der Bevölkerung zugänglich. Doch die verbreitete Nutzung des Internets im Bildungs- und Berufsalltag sowie die Einführung einer ganz neuen Art von sozialen Kontakten, den Social Media, kann als der Beginn der digitalen Revolution angesehen werden. Die sinnvollste Datierung scheint mit der Verbreitung von Smartphones auf 2010 fallen. Eine Dekade darauf gibt es kaum ein Unternehmen oder Institution, die keine Onlinepräsenz mehr hat. Das soziale Leben ist immens durch die neue Technologie geprägt. Für sog. Digital-Natives ist ein Leben ohne Internet und Smartphone nicht vorstellbar. Die Distanz verliert immer mehr ihre Bedeutung. Menschen können mit Tausenden Kilometern Entfernungen ohne zusätzliche Kosten unbegrenzt kommunizieren, sei es per Schrift, Telefonie oder Videotelefonie. Es kann weltweit eingekauft werden. Die Globalisierung wird mit einer ungeheuren Geschwindigkeit vorangetrieben.
Die Digitalisierung 1.0 wird mit der Automatisierung des Produktionsprozesses der meisten Firmen im Sinne von DIN IEC 60050-351 sowie dem Online-Zugang staatlicher Dienstleistungen, d.h. der Digitalisierung der Ämter abgeschlossen sein. Für Deutschland soll letzteres Ziel laut dem Onlinezugangsgesetz bis 2022 erreicht sein. Die Automatisierung wird etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Um von diesem Punkt aus nach vorne zu sehen, ist ein Blick nach hinten hilfreich. Bereits im frühen 19. Jahrhundert, zu Beginn von Industrie 1.0 wurden Vorläufer des modernen Computers von Unternehmen in der Produktion verwendet und entsprechende Vorläufer von Computerprogrammen entwickelt. Das gilt für Automobile, Luftfahrt und viele andere technologische Entwicklungen. Um also eine Vorstellung über Digitalisierung 2.0 und 3.0 zu erhalten, muss nichts anderes getan werden, als bereits existierende und vielversprechende Technologien in einem ausgereifterem und für alle erschwinglichen Zustand sich vorzustellen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft sich auszumalen. Im Weiteren Verlauf wird der Trend zu höherer Automatisierung in der Produktion, auch die Automatisierung im Alltag, wie autonomes Fahren und Smarthomes, erheblich zunehmen. Selbstverständlich wird ein ausgereifteres Human Machine Interface zu einer verbesserten Kommunikation mit Computern und somit zu einer deutlich einfacheren Bedienung beitragen. Der weitere Anstieg von Kapazitäten für den Datenverkehr wird auch für viele Möglichkeiten sorgen.
Unter diesen Voraussetzungen wird die Anonymität des Internets immer weiter abgeschafft werden und wird vermutlich in einem international gültigen Online-ID resultieren. (Unternehmen, die im IT-Bereich tätig sind täten gut daran, ein Angebot für die entstehende Nachfrage zu entwickeln.) Der steigende Datenverkehr und die sich daraus ergebende Mentalität wird einen mindernden Einfluss auf das Reisen haben, da dies in manchen Fällen ersetzt werden kann. Nicht nur Meetings, sondern vor Ort Besichtigungen der Geschäfte, Einkäufe, ja sogar Urlaube werden teilweise durch virtuelle Alternativen ersetzt werden. Was bis vor Kurzem als Science-Fiction galt, findet heute schon Anwendung, wie das sog. Roboterhotel in Japan. Betrachten wir diese Produkte nicht als endgültige Version, sondern nur als erste Version einer Zukunftsvision wie die Computer im 18. Jahrhundert, werden die Anwendungsmöglichkeiten der bereits existierenden Technologie sichtbar.
Die größte Unsicherheit beim Treffen von Prognosen bietet die Bereitstellung von Energie durch Kernfusion. Drei sehr kostspielige Kernfusionsreaktoren sind seit vielen Jahren in der Entwicklungsphase. Zwei Tokamaks und ein Stellarator befindet sich auf europäischem Boden mit der Teilnahme vieler Nationen weltweit. Bislang wurde jedoch keine Möglichkeit gefunden, die Reaktionen von Störeffekten zu stabilisieren. Eine Prognose, ob dies je gelingen wird, ist im jetzigen Zustand leider nicht möglich. Das gelingen von Kernfusionsreaktoren, würde der Menschheit nahezu unbegrenzte Mengen an Energie zur Verfügung stellen und die Nutzung umweltschädlicher fossiler Energieträger würden der Geschichte angehören. Elektromobilität sowie viele andere Möglichkeiten würden eine relevante Beschleunigung erfahren.
Eine kleine Anregung der Phantasie für das Leben am Ende von Digitalisierung 2.0:
Leben in Smarthomes, in denen sogar der Inhalt des Kühlschranks digital erfasst und eine automatische Einkaufsliste erstellt wird. Alle Informationen des Haushaltes werden in der heimeigenen Datenbank gespeichert, auf die eine Art „Homeorganizer“ Zugriff erhält und automatisch Bestellungen für Nahrung und Sonstiges erstellt sowie anstehende Reparaturen und Instandhaltungen veranlasst. Selbstverständlich hat man ebenfalls manuell Zugriff auf all diese Daten per Smartphone, welche wegen Ihrer nun essenziellen und umfangreichen Funktionen vermutlich anders genannt werden, z. B. Smartlife. Diese Steuern auch die Fahrzeuge, weshalb es keine Parkplatzprobleme mehr geben wird. Digitalisierte Parkplätze sorgen dafür, dass ein autonom fahrendes Auto nach Ablassen der Passagiere auf einen reservierten Platz ansteuert. Auch Personenbeförderung per Drohne könnte für die Bevölkerung erschwinglich werden. Erste Ansätze gibt es bereits. Bezahlungen erfolgen selbstverständlich automatisch. Einkaufsstraßen und Zentren werden standardmäßig mit 360 grad Kameras ausgestattet, die aufgrund der großen Datentransfermöglichkeiten live aus allen Rechnern weltweit erreichbar sind. So kann jemand von zu Hause aus in Shopping Malls Handelsartikel erwerben. Die eingekaufte Ware wird aus einem in der Nähe des einkaufenden befindlichen Lagers automatisch zusammengetragen und per Drohne an einen geeigneten Ort geliefert. Auf diese Weise kann jemand aus seinem Wohnzimmer in allen Einkaufsstraßen und Zentren der Welt Einkaufen gehen. Selbstverständlich wäre die Verfügbarkeit der Ware in der Region eine zusätzliche Information, die mitgegeben werden müsste. Verkürzte Produktionsprozesse z. B. durch 3D-Drucker könnten eine Just-in Time Produktion ermöglichen, um Lagerplatz zu sparen. Sog. Cyber-psychische Systeme können den gesamten Angebot-Nachfrage-Prozess regulieren.
Dies ist nur eine kleine Anregung, ein kleiner Ausschnitt aus einer möglichen Zukunft, die evtl. nur ein viertel Jahrhundert entfernt ist.
Dies ist bloß eine kleine Anregung, ein kleiner Ausschnitt aus einer möglichen Zukunft, die evtl. nur ein viertel Jahrhundert entfernt ist. Die mangelnde Bewegung sowie das Wegfallen der Notwendigkeit zwischenmenschlicher Interaktion wird verstärkt gemeinschaftliche Fitness-Angebote mit sich ziehen, die vor allem im Outdoor Bereich ganz neue Formen annehmen wird. Dies wird das soziale Leben prägen. Durch die gestiegene Möglichkeit der digitalen Datenerfassung, vor allem im Gesundheitswesen, werden Krankenversicherungen einen sehr starken Einfluss auf das Leben einzelner haben.
Auch die politischen Umwälzungen werden gravierend ausfallen. Ähnlich wie die Industriellen Revolution politische Umstrukturierung zur Folge hatte, sodass der Monarch durch gewählte Volksvertreter und der Adel durch Industrielle und Bänker ersetzt wurde, werden Regierungen teilweise durch Institutionen und Organisationen, Grenzen durch Handelsverträge und Staatsoberhäupter durch Vertreter dieser Organisationen ausgetauscht. Auch wenn die nationale Identität in vielen Orten auf der Welt vor allem bei der älteren Bevölkerung noch vorhanden ist, schwindet sie mit abnehmendem Alter stetig. Unter diesen Voraussetzungen scheint eine die Abtretung des Machtmonopols der Regierungen an internationale Organisationen, deren Richtlinien durch die Gesetze der freien Marktwirtschaft bestimmt werden, nicht unwahrscheinlich. Der Trend zu starken Persönlichkeiten als Staatsoberhäuptern, die neben einer nationalistischen Note in ihrem Agieren mehr einem Feldherren als Politiker ähneln und die mehr Monarch als Diplomat sind, scheint eine Reaktion auf diese Entwicklung zu sein. Ein Blick in die Geschichte verrät, dass unerwartete und nicht unvorhersehbare Entwicklungen die Folge sein können. Mangelnde Arbeiterrechte führten zu Ausbeutungen, die Arbeiterbewegungen, allen voran die Lehren von Marx mit sich zogen. Neben der Entstehung des Kommunismus, der Sowjetunion, kommunistischen China, war auch der Faschismus eine Folge der industriellen Revolution. Auch wenn im Nachhinein die Kausalitätskette ersichtlich und einleuchtend ist, war eine entsprechende Prognose in den Anfängen der industriellen Revolution kaum möglich. Und auch wenn wir aus der Geschichte lernen und aktiv gegen gewisse Entwicklungen steuern, ist es uns nicht erkenntlich, welche Auswirkungen dies mit sich ziehen wird.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass vielen Unternehmen ihre Existenzberechtigung entzogen wird und viele neue Unternehmen entstehen werden. In Zeiten eines so intensiven Wandels und Umstrukturierung ist es notwendig, eine professionell entwickelte Strategie zu adaptieren, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Wie jeder Umbruch bringt auch dieser wertvolle Gelegenheiten und es werden neue Giganten wachsen. Wenn Sie nicht nur zusehen, sondern aktiv am Wandel teilnehmen wollen, kontaktieren Sie mich und lassen Sie uns gemeinsam ansehen, welche Anpassungen ihres Geschäftes notwendig sind und welche Möglichkeiten evtl. neue Investitionschancen sich für Sie ergeben.