"Eine Krise ist nur ein beschleunigter Wandel"
Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Seit dem 2. Weltkrieg hat es kein Ereignis gegeben, dass die gesamte Welt so in Atem hielt wie die Corona-Pandemie. Die letzte vergleichbare Pandemie fand im Anschluss an den 1. Weltkrieg 1918 statt. Der heutige Zustand ist jedoch mit der Digitalisierung und Globalisierung einzigartig in seiner Beschaffenheit. Um eine gehaltvolle Aussage über die Auswirkungen der Krise treffen zu können, ist eine bloße Analyse der Wirtschaftskennzahlen nicht ausreichend, da die Realität eine Gleichung mit unbekannt vielen Variablen ist. Aus genanntem Grund ist eine Analogie zu geschichtlichen Vorfällen nur begrenzt möglich. Es können jedoch einige Daten und Analogien zu einem Gesamtbild verhelfen, um so eine Wahrscheinlichkeitsanalyse ermöglichen.
Als Erstes muss das Ausmaß der Krankheit bekannt sein. Es fällt auf, dass die Zahl an Covid-19 Erkrankungen in Industrienationen deutlich höher zu sein scheint als in anderen Ländern. Das liegt mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass in den anderen Ländern die Anzahl der Tests, anhand derer diese Krankheit ermittelt wird, sehr gering sind. Deutschland ist ein gutes Beispiel für frühzeitig geführte Tests in großem Maßstab. Denn der Kurvenverlauf der Krankheitszunahme in Deutschland ist stetig, ohne Sprünge und Kanten. Das erklärt auch die relativ geringen Todeszahlen in Deutschland. So ist davon auszugehen, dass in den meisten Ländern ähnlich hohe Anteile der Bevölkerung mit Covid-19 erkrankt sind, auch wenn sie in den offiziellen Fallzahlen nicht auftauchen. Die ungefähren Zahlen werden sich zum Jahresende an den Statistiken und Sterberaten im Vergleich zum Vorjahr und der bis dahin, vermutlich recht genau ermittelten Letalität errechnen lassen. Bis dahin ist alles andere Spekulation. Es liegt jedoch nahe zu vermuten, dass die Anzahl der Betroffenen mindestens in einem sieben-stelligen Bereich liegen. Unter diesen Voraussetzungen kann nun eine allgemeine Analyse gewagt werden.
Betrachtet man sich die erste Weltweite SARS-Pandemie 2003, wird die Pandemie in verstärkter oder geschwächter Form wohl bis Mitte 2021 anhalten. Unternehmen sollten sich also einen Corona-Plan für den Zeitraum bis nächstes Frühjahr anlegen. Um diesen zu erstellen müssen das Kundenverhalten und die Beweggründe analysiert werden. Diese hängen nicht von der Branche ab, da es ein universelles Verhalten ist. Menschen haben drei Ängste die drei Verhaltensmuster mit sich ziehen.
Es ist festzuhalten, dass sämtliche Pandemien zwei Auswirkungen gemeinsam haben:
- Eine gesteigerte Ersetzung des Menschen durch Technologie
- Verlust vom Vertrauen auf Elemente der Regierung und des Staates
Wir wollen diese Erkenntnisse aus der Geschichte festhalten und die heutige Situation analysieren. Dazu betrachten wir die weltweite Situation vor Ausbruch der Corona-Pandemie:
- Großer Aufschwung in der Digitalisierung.
- Elektrofahrzeuge und alternative Energien
- Die Verlagerung der Technologie nach Asien
- Protektionismus vs. Globalismus
Es bedarf keiner besonderen Weitsicht um den beschleunigenden Faktor für die Digitalisierung zu sehen. Die zwangsläufig gehaltenen Fernunterrichte und Fernmeetings und der starke Anstieg der Online-Bestellungen, sogar für Nahrungsmittel und die ohnehin stetig ansteigende Automatisierung des Produktionsverfahrens, machen eine sog. Remoute-control society, (Fernbedienungsgesellschaft) möglich. Das ansteigende Bewusstsein für die Übertragbarkeit von Krankheiten wird den Wunsch nach social distancing nachhaltig prägen, was auch eine Nachfrage im Dienstleistungssektor mit sich ziehen wird. Das verschafft den Technologiezentren in den USA und Asien einen großen Vorteil. Außerdem ist die USA der größte Exporteur für Dienstleistungen. Auch im Bereich Energie ist die USA ein autarkes Land. Der ohnehin zu niedrige und weiterhin fallende Ölpreis jedoch wird der Frackling-Industrie in der USA zu schaffen machen und so den Einfluss der USA auf den Weltölmarkt verringern. Mit einer relativ jungen Bevölkerung und als treiber der Digitalisierung, wird die USA die Krise wohl mit einigen Schrammen überstehen.
Vor Allem aber sind die neu aufsteigenden Wirtschaftszonen adaptiver und flexibler und können sich schneller an wechselnde Umstände und Nachfragen anpassen, was zu einer schnelleren Erholung der asiatischen Wirtschaft und somit deren Aufstieg beschleunigen wird.
Die Corona Krise wird vermutlich keine Region so schwer treffen wie Europa, insbesondere Deutschland. Haupthandelsgüter der BRD sind Fahrzeugteile und Maschinen. Knapp 70% des Gesamtexportes wird in die Eurozone gemacht. Auch wenn der Dienstleistungssektor rund 70% des BIP Deutschlands darstellt, macht er etwa ein Viertel des Gesamtexports aus. Eine verstärkte Übernahme deutscher Unternehmen seitens ausländischer Investoren kann die Folge sein. Auch wenn der Staat versuchen, dies durch verschärfte Gesetze zu verhindern, wird es die Übernahme nur verzögern, bestenfalls leicht verringern. Denn die Gesetze des Marktes setzen sich stets durch. Es sind nicht staatlichen Restriktionen, sondern sehr ausgeklügelte Strategien die diesem Trend entgegenwirken können. Die BRD hat eine sehr erfolgreiche Maßnahme mit der Kurzarbeit eingeführt und gemessen an der Bevölkerung die höchsten staatlichen Unterstützungen zugesichert. Europa und Deutschland haben genug Reserven, die zum überstehen der Krise behilflich sein werden. Es ist jedoch überlebenswichtig für die Deutsche Wirtschaft, den Kundenkreis aufrecht zu erhalten und zu expandieren. Unter den heutigen Bedingungen scheint dieser Ausgang jedoch unwahrscheinlich.
Die Corona-Pandemie in Afrika ist anders zu betrachten als in Europa. Es gibt gewisse Bedingungen die sich gegenseitig relativieren. Auf der einen Seite stehen schlechte medizinische Versorgung sowie nur unzureichende Maßnahmen und soziale Distanz. Auf der anderen Seite, eine hohe Prozentzahl an junger Bevölkerung und eine hohe Arbeitslosenquote gekoppelt mit einem hohen Anteil an Arbeitsangeboten mit geringer Qualifizierung im Arbeitsmarkt. Gesamtwirtschaftlich werden daher vermutlich keine großen Änderungen stattfinden. Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung im Geringsten zu sichern, werden die Staaten Unterstützung aufnehmen und somit den Einfluss dritter verstärken. Das Rennen um die verblienen Schürfrechte wird von Staaten gewonnen, die am schnellsten wieder zu sich finden. Auch der Einfluss dritter afrikanischer Staaten mit großer Bevölkerung und einer relativ stabilen Wirtschaft, wie Südafrika oder Nigeria, wird sich lokal steigern. Ein ähnliches Szenario wird sich vermutlich auch in Südamerika ergeben.
Für Ölnationen werden sich die wirtschaftlichen Auswirkungen je nach Einigung der OPEC Länder mit Russland ergeben. Ein Förderrennen war die Folge von Uneinigkeiten zwischen Saudi-Arabien und Russland. Mit der Corona Krise fiel die Nachfrage stark. Sollte es nicht bald zu einer drastischen Drosselung der Förderung kommen, werden negative Bilanzen im Staatshaushalt viele Volkswirtschaften bedrohen. Aus politisch motivierten Gründen jedoch, ist z.Z. eine erhöhte Förderung festzustellen, die fatale Folgen mit sich bringen kann. Da nach der Krise ein kometenhafter Anstieg der Nachfrage nach Erdöl zu einem raschen Genesen führen kann, ist es bedeutend, ob die entstandenen Schäden reversibel oder irreversibel sind.
Da die Märkte für Australien und Ozeanien sich nicht nur rasch erholen, sondern ein beschleunigtes Wachstum kennzeichnen werden, ist eine langfristige Auswirkung der Pandemie auf die Wirtschaft nicht zu erwarten
Zusammengefasst kann also gesagt werden, aufgrund der erhöhten Staatsverschuldungen wird ein die Gesamtwohlfahrt sinken. Die Ostasiatische Wirtschaft wird florieren, der Einfluss Chinas in Afrika wird sich erhöhen, USA wird einige Probleme haben, aber letztlich erholen. In Afrika und Südamerika wird der Wohlstand in einigen Nationen ansteigen die das Anstreben für eine Kontinentale Wirtschaftsunion verstärken wird. Die BRICS Staaten werden zu den deutlichen Gewinnern der Pandemie zählen. Europa wird prozentual gesehen den Anteil an der Weltwirtschaft vor der Corona Krise niemals wieder erreichen. Es wird ein nachhaltiger Verlust was gepaart mit dem Verhalten der Staaten während der Krise viele sozio-politischen Folgen mit sich ziehen wird. Eine Rückkehr zu einer EU vor Covid-19 sieht unwahrscheinlich aus.